Welche Bedeutung hat Selbstfürsorge im Augenblick?

Inzwischen sind gut 6 Wochen vergangen und es werden noch weitere Wochen folgen. Das, was wir derzeit mit und im Homeoffice erleben, hat eigentlich nichts mit New Work zu tun, sondern ist zwingende Notwendigkeit.

Ja, wir erleben die ersten Öffnungen, aber das was wir als Normalität gewohnt waren oder zu kennen meinen, ist noch in weiter Ferne. Außerdem ist Sie noch da – die Ansteckungsgefahr.

Wir haben bislang schon viel geleistet: Homeoffice, Homeschooling, Social Distance und ein Eindämmen der Gefahren. Aber das alles hat uns Kraft gekostet.

Die Arbeitsumstellung, die Zusatz- und Doppelbelastungen, aber auch bei vielen ein höheres Maß an Langeweile – denn ja auch Bore-Out ist aktuell ein Thema. Wir waren und sind häufig noch getrieben vom Effizienzgedanken: alles so schnell wie möglich wieder „hinstellen“, als sei nichts gewesen – weiter so, nur mit anderen Mitteln und Wegen.

Veränderung kostet Kraft, aber vielfach sehen wir diese erzwungene Umstellung nur als reorganisatorische Maßnahme, nicht als Veränderung im engeren Sinne. Wo wir also nicht unbedingt hinschauen ist unser Energiehaushalt – und der ist gerade sehr häufig im Ungleichgewicht.

Das meine ich keinesfalls „esoterisch“, sondern in Gesprächen mit Coachees höre ich immer häufiger von Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwierigkeiten, dem Gefühl eines Getriebenseins, Langeweile und vielem mehr, was eindeutig Überlastungen und Unterforderungen zuzuweisen ist. Beides ist an dieser Stelle gleich schlimm, denn beides frisst unsere Kraft.

„Darf ich denn…“ oder „ich kann doch nicht …“ sind ganz häufige Satzanfänge die dann kommen, wenn wir gemeinsam anfangen an Lösungen für die Person zu arbeiten. Ja, Sie können und dürfen!
Maximierung des Shareholder-Value, Karriere um jeden Preis, höchste Effizienz im Homeoffice mit innovativster Videokonferenztechnik, Null-Fehler-Toleranz und totale Kontrolle als Führungskraft haben ihren Zenit überschritten und wir müssen anfangen die Situation aus anderer Brille zu sehen.

Nochmal: wir organisieren derzeit kein freiwillig wachsendes New Work-Konzept, sondern eine schlichte Notwendigkeit mit ganz anderen Begleiterscheinungen.

Für mich ist es genauso eine absolute Notwendigkeit, dass wir anfangen und auch verstärkt auf uns selbst hören, uns fragen, registrieren, eingestehen, was das alles mit uns macht und was wir jetzt brauchen, um damit umgehen können.

Aktive Selbstfürsorge, statt bisher häufig fremdbestimmtem Funktionieren. Nicht als selbstverliebte und andere schädigende Egoisten, sondern als Menschen. Wir müssen die Verantwortung dafür übernehmen, dass es uns und den Menschen, die uns wichtig sind, gut geht und wir gesund bleiben. Das gilt für unser privates wie unser berufliches Umfeld gleichermaßen.

Mit den ersten Öffnungen können einige von uns wieder in die „gewohnte“ Welt zurück, Normalität taucht scheinbar wieder auf. Das sorgt ein wenig für Erleichterung, aber das ist noch lange nicht für alle so. Homeschooling und Homeoffice bleibt, Betreuungen müssen weiter sichergestellt werden, Social Distance ist noch lange nicht vorbei.

Nutzen Sie jetzt die Zeit für eine Bilanz – was hat Ihnen in den letzten Wochen gutgetan, was hat Sie ge-, über- oder auch unterfordert. Fangen Sie an, Ihre Welt nach eigenen Maßstäben zu bauen. Sie dürfen und Sie müssen das tun.

Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Ihren Kollegen, Ihrem Chef und allen anderen Betroffenen offen und ehrlich über das, was Sie verändern möchten. Fordern Sie aus Ihrer Sicht notwendige Änderungen ehrlich und konsequent ein. Sorgen Sie für sich selbst und übernehmen Sie auch Verantwortung für sich selbst.

Der Ausbruch aus der typischen Büro-, Lebens- und Sozialroutine ermöglicht es uns jetzt quasi spielerisch neue Welten zu kreieren, Dinge anders zu organisieren und Routinen zu ändern. Die bisherigen Schemata waren eben für eine andere Welt entworfen, diese gibt es so nicht mehr. Also stellen wir doch ganz ohne schlechtes Gewissen die Dinge auf den Prüfstand und kommen zu anderen Lösungen.

Sie wollen morgens in Ruhe (mit der Familie) frühstücken? Oder vormittags erst konzentriert das Homeschooling erledigen und dann später ins Homeoffice einsteigen? Sie wollen die Ihnen übertragenen Aufgaben umplanen, auch weil die sachlichen Umstände ermöglichen? Sie wünschen sich andere Arbeits- und Pausenzeiten, einfach weil die aktuellen Abläufe andere Anforderungen stellen? Sie wollen mehr oder auch andere Dinge tun? Sie wollen …?

Tun Sie es, aber in Abstimmung mit den anderen Beteiligten! Klarheit schafft hier Sicherheit. Jeder kann, darf und muss auch an sich selbst denken. Wir alle dürfen und sollten dort Grenzen setzen, wo sie uns guttun. Erst dann, wenn wir durch offene und ehrliche Kommunikation Klarheit über unsere Werte, aktuellen Bedürfnisse, Emotionen und individuelle Situation schaffen, geben wir unserem Umfeld auch die Chance, unser Denken und Handeln zu verstehen und darauf reagieren zu können.

Nur dann entstehen neue Wege, statt nur Weiter wie bisher…

Trauen Sie sich – Sie dürfen! Jetzt und auch in Zukunft.

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