Morgen startet ein Experiment: Ein Großraumbüro namens Zoom. Ein Kollege hat zu dieser Idee eingeladen. Was das ist? Unser Großraumbüro namens Zoom im Detail…
Vor einigen Tagen erreichte mich eine Einladung eines Kollegen aus einem Beraternetzwerk. Er schildert seine Idee wie folgt:
„Hallo liebe Trainerkolleg:innen,
Gemeinsam verbunden und doch im Home-Office – am Freitag starten wir ein neues Experiment und laden Euch ein mitzumachen.
Idee/Hintergrund:
Mein Sohn arbeitet zur Zeit jeden Tag im Home-Schooling Office – er wählt sich morgens ein, schaltet sein Mikro stumm und nur dann an, wenn er was in der Gruppe sagen will und hört sonst zu bzw. bearbeitet seine Aufgaben. Gleichzeitig ist er über das Handy mit seiner Peergroup die gesamte Zeit verbunden und kann Fragen stellen, in den Pausen quatschen und ist so „allein und doch verbunden“. Irgendwie genial dachte ich.
Unser Experiment:
Am Freitag werde ich also um 8.30 Uhr meinen ZOOM-Account anschalten und jeder der mag, kann sich am Freitagmorgen mit einem PC einklinken. Ich hab was zu tun am Freitag, aber bin gerne ansprechbar und wir können mal gemeinsam in einem offenen Workspace arbeiten, vielleicht will sich ja auch spontan eine Gruppe in einen Workspace zurückziehen, dann stelle ich Euch oder mit mir einen Gruppenraum ein usw. – will einfach ausprobieren, wie das geht und freue mich, wenn wer mitmachen will. Es gibt hierfür keine Regeln, die erarbeiten wir uns live.“
Was für eine tolle Idee
Es ist so einfach und doch so faszinierend. Da muss ich dabei sein und ich werde dabei sein.
Schon häufiger habe ich in den letzten Monaten davon in meinen Beiträgen und Podcasts gesprochen, dass es anderer Formate bedarf, damit Menschen trotz Distanz Nähe erfahren. Dass wir Zusammenarbeit anders denken müssen. Dass Arbeit der Zukunft sich von Arbeitsweisen heute unterscheiden wird. Und dies ist so ein Format. Ein Großraumbüro mal ganz anders.
Ist doch kalter Kaffee werden jetzt vielleicht einige denken. Vielleicht machen das auch schon einige von Euch seit langer Zeit, aber ich ganz persönlich werde hier ganz eigene neue Erfahrungen sammeln und das macht das Ganze sehr spannend.
Videokonferenzen und Kollaboration auf Distanz – 1000 mal gemacht, aber hier quasi ohne konkreten Anlass, sondern vor allem einfach nur mit dem Hintergrund „allein, aber doch verbunden“, das habe ich noch nicht gemacht.
Unser Großraumbüro namens Zoom
Das Format erinnert mich an lang zurückliegende Zeiten in einem Großraumbüro. Nur ohne die Geräuschkulisse. Die Mikros werden ja aus sein und nur „bei Bedarf“ wird gesendet.
Aber was wird der Bedarf sein? Was wird Auslöser für Gespräche werden? Welche Dinge werden spontan entstehen? Allein nur wenn ich daran denke, fängt es an zu kribbeln und ich kann den morgigen Tag gar nicht abwarten.
Keine Regeln sind gute Regeln
Wir starten ein Experiment. Zumindest für uns. Wir wollen dieses Experiment nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und zu schauen, was dieses Format, was unser Großraumbüro namens Zoom zu leisten imstande ist.
Aber bei mir war auch gleich die Frage im Kopf: Müssen wir dafür nicht zumindest eine kleine Grundmenge an Regeln haben? Klaus Kissel sagt in seiner Email ganz klar: Es gibt keine Regeln. Heute sage ich in vollem Bewusstsein: Das ist gut so.
Jede Regel vorab würde uns schon wieder in alten Bahnen denken und lenken lassen. Wir würden wieder alte Formate der Präsenz in die virtuelle Welt projizieren und Möglichkeiten, spontane Erfahrungen verhindern.
In einer meiner Ausbildungen hat der Referent immer gesagt „Trust the process“, also „vertraue dem Prozess“. Das fällt uns nicht immer leicht, weil wir nicht direkt die Kontrolle haben über das was passieren kann. Und wir haben gern die Kontrolle.
Aber dies ist aus meiner Sicht wieder so ein Moment für das Vertrauen und ich bin mir sicher, dieses Vertrauen, bei aller Unsicherheit, wird sich lohnen.
Wie sehr sich unser Großraumbüro namens Zoom sich gelohnt hat, wissen wir erst nach dem morgigen Tag. Die Ergebnisse unseres Experimentes könnt ihr nächste Woche an dieser Stelle lesen. Ich werde berichten.
Doch schon an dieser Stelle bin ich neugierig auf Eure Erfahrungen. Habt Ihr so etwas schon einmal gemacht. So oder so ähnlich?
Wenn ja, dann teilt doch Eure Erfahrungen mit mir. Was war gut? Was hatte Potenzial für Veränderung um gut zu sein? Ich bin wirklich neugierig auf Eure Rückmeldungen und Kommentare.
Und jetzt seid Ihr dran!
Eine erfolgreiche Zeit wünscht
Björn Harder