Schon seit vielen Jahren beschäftigen mein Kollege Thorsten Koob und ich uns mit der Frage: Wie geht weniger digital sein?
Das Jahr 2020 war dabei eine ganz besondere Herausforderung, denn plötzlich mussten wir alle viel mehr digital sein, anstatt weniger.
Gestern noch Präsenz im Büro oder beim Kunden, heute alles in der digitalen Welt. Gestern noch der Smalltalk am Kaffeetresen, heute Kommunikation zwischendurch über die Vielzahl der Messengersysteme der „neuen digitalen Welt“.
Das hat natürlich auch uns und unser Angebot in diesem Bereich vor riesige Herausforderungen gestellt und auch häufig die Frage eingebracht: „Ist Euer Angebot noch zeitgemäß? Müsst Ihr nicht eher Menschen helfen mehr digital zu lernen?“
Ich gebe zu, diese Fragen haben mich nachhaltig zum Denken gebracht und ich gebe zu, die Kritiker hatten Recht. Unser Angebot braucht eine Überarbeitung, denn unser konkreter Zielfokus liegt heute ein wenig neben dem tatsächlichen Thema.
Daher arbeiten wir gerade an einer Präzisierung der Ausrichtung.
Wer sich häufiger auf unserer Homepage aufhält, wird gesehen haben, dass das Angebot „Reach-Control“, also unser Digitalisierungsangebot verschwunden ist. Das ist auch durch diese Neuausrichtung bedingt. Es kommt aber etwas Neues! Bleibt gespannt! Wir werden Euch auf diesem Kanal informieren.
Mich hat der Gedanke „Wie geht weniger digital sein“ aber trotzdem noch nicht losgelassen und ich habe mich mal an einen Selbstversuch gemacht.
Seit rund 3 Wochen schränke ich mir selbst meinen digitalen Zugriff ein. Ich habe mich einmal intensiv mit den Möglichkeiten des Betriebssystems meines Handys beschäftigt. Dort gibt es viele Einstellungen, die einem einen gesteuerten Umgang mit der Digitalzeit ermöglichen. Und genau diese nutze ich nun intensiv.
Was ich da mache und welche Erfahrungen ich hier aktuell sammele, dazu nachfolgend mehr:
Aktion #1: Nachtruhemodus
Zwischen 21:00 und 07:00 Uhr geht mein Telefon in einen Ruhemodus. Nicht mehr alles kommt durch, Hintergrundaktualisierungen erfolgen nicht mehr und es tritt eine digitale Ruhe ein, selbst wenn das Smartphone direkt neben mir liegt.
Nicht mehr bei jeder Push-Nachricht aktiviert sich das Display und erzeugt damit den Neugiersog. Ich muss, wenn ich es denn will, aktiv nachschauen, was ich aber immer häufiger vergesse.
Aktion #2: Nachtsperre für Apps
In demselben Zeitraum habe ich auf Ebene einzelner Apps sogar deren grundsätzliche Verfügbarkeit eingeschränkt. Selbst wenn ich denn wollte, einige Apps verweigern mir gezielt den Zugriff. Egal, ob facebook, LinkedIn, Instagram, WhatsApp, XING, Wire, Threema oder welche Apps auch immer. Bestimmte Apps sind in diesem Zeitraum weniger verfügbar oder sogar „tot“, weil ich es so will. Denn ich habe mich hier bewusst gegen digital entschieden.
Aktion #3: Zeitlimits für Apps
Mal eben den digitalen Feed in Instagram durchschauen, was hat facebook denn so Neues, oder was steht im LinkedIn-Stream. Aus mal eben wird ganz schnell ganz viel Zeit. Also habe ich mich auch hier fokussiert. Für jede dieser Apps steht außerhalb der Nachtsperre auch nur ein bestimmtes Zeitkontingent am Tag zur Verfügung. Das diszipliniert und führt dazu, dass ich eindeutig priorisiere, wann ich was mache, denn auch Nachrichten beantworten, wird in diese Zeit gezählt.
Aktion #4: Pushnachrichten einschränken
Will ich wirklich von jeder App andauernd irgendwelche Nachrichten bekommen? Nein, will ich nicht und vor allem brauche ich nicht. Also auch hier habe ich einmal radikal durchsortiert und deaktiviert. Anfangs sind mir durchaus mal ein paar Nachrichten verloren gegangen, aber das gehört zu einem Experiment auch mal dazu. Das lässt sich dann einfach korrigieren und jetzt läuft es rund.
Mein Zwischenfazit zu „Ist weniger digital sein hilfreich?
Dazu kann ich an dieser Stelle nur zustimmen. Wenn ich die reine Zeitmessung meiner Nutzungszeit am Smartphone zugrunde lege, bin ich weniger Zeit Online, also digital unterwegs. Ich ersetze dies auch nicht mit Zeiten am Pad oder Notebook. Auch hier gibt es Auswertungsmöglichkeiten, die mir denselben Nutzungsfaktor bestätigen, wie vorher.
Fakt ist also: Ich bin weniger digital, aber verpasse auch nichts Wichtiges sowohl beruflich, wie auch privat. Auf das Richtige konzentriert, so könnte die Definition wohl lauten.
Meine Tage und Abende lebe ich jetzt wieder bewusster. Trotz allen Stresses und aller Arbeit, die Abende sind weniger digital und damit freier in der Gestaltung.
In Ruhe ein Buch lesen, ein langes Gespräch am Abendbrottisch ohne Störung führen, mit meiner Frau bei einem Glas Wein den Tag ruhig ausklingen lassen…
Es gibt wieder so viele aktive Möglichkeiten, die ICH gestalte und die mir guttun. Auf jeden Fall schalte ich bewusster ab. Und das ist gut!
Wie geht weniger digital sein?
Das war meine Eingangsfrage. In den letzten drei Wochen habe ich meine Lösung dafür ausprobiert. Aber das ist bestimmt nicht die einzige Möglichkeit. Es gibt bestimmt auch noch mehr technische Lösungen, da suche ich aktiv weiter.
Wie machst Du das denn? Was ist Deine Lösung, Dein „weniger digital“?
Schreib dazu gern hier in die Kommentare oder nutze die Funktionen in den Social-Media-Kanälen, in denen dieser Beitrag erscheint. Ich freue mich darauf von Dir zu lesen!