Der heutige mbh-Impuls 13: Sich irren wurde ausgelöst, als ich mal wieder für diesen Blog auf der Suche nach Zitaten war. An genau diesem Zitat blieb ich heute hängen. Ich kenne den Satz bereits seit langem, doch erst dieses Mal löste es etwas aus. Meine Frage ist: Ist sich irren positiv oder negativ zu sehen?
Die Ansprache sich geirrt zu haben, löst bei den meisten Menschen ein Gefühl von Unbehagen aus. Irgendetwas ist ja schließlich „falsch“. So zumindest die typische Situation, wenn wir einen Menschen auf einen Irrtum ansprechen. Die Reaktion darauf ist durchaus unterschiedlich und bewegt sich zwischen den Polen der Einsicht und des Beharrens auf der Richtigkeit der eigenen Position.
Das Zitat von Leonardo da Vinci löst bei mir den Gedanken aus, dass mehr Denken das Irren vermindert. Auch fühle ich mich von dem Zitat quasi dazu aufgefordert „gefälligst“ mehr zu denken, damit Irrtümer abnehmen.
Aber diese projizierte Aufforderung da Vincis löst bei mir einen gewissen Widerstand aus. Will ich eigentlich mehr denken und mich weniger irren? Hat sich irren nicht ein gewaltiges positives Potenzial?
Zum einen gleich mal vorneweg: Ich habe keine Ahnung, ob da Vincis Zitat tatsächlich die Aufforderung zum Ausdruck bringen soll, oder ob ich da nicht etwas interpretiere. Vielleicht irre ich mich an dieser Stelle ja schon?!
Doch ist es jetzt nicht genau dieser potenzielle Irrtum, der mir eine Gedankenwelt eröffnet, die ich ohne diesen Irrtum nicht gehabt hätte? Ohne diesen Irrtum wäre der heutige mbh-Impuls 13: Sich irren ja vielleicht nie entstanden.
Halten wir doch einen Gedanken dieser ganzen Welt, die gerade durch meinen Kopf stürmt einen Augenblick fest. Wenn wir immer mehr denken und damit versuchen immer weniger zu irren, werden wir dann nicht weniger handeln?
Unser Denken, unser Abwägen, das Planen hängt doch ab von unseren Erfahrungen und unserem Wissen. Wir bauen doch damit auf unserem vergangenen, erfahrenen auf und versuchen eine aktuelle oder zukünftige Situation oder Lösung zu ermitteln.
Bei allem, was wir aber nicht wissen, nützt uns denken doch aber nichts. Müssen wir mit der Projektion in die Zukunft nicht auch den Irrtum, das sich irren, mit in Kauf nehmen? Egal wie viel wir denken?
Ich kenne dieses Muster des „Zuviel-Denkens“ von so einigen meiner Coachees. Die überlegen angestrengt hin und her und versuchen die bestmögliche Lösung zu finden oder alle Möglichkeiten auszuloten, um den optimalen Weg zu finden. Der Erfolg ist meist, dass sie auf der Stelle treten, dich nichts bewegt und die Welt sie überholt.
Irgendwann wird aus dem Denken sogar eine Angst vor dem Entscheiden, denn die Vielzahl der Möglichkeiten, Risiken und Irrtümer stapelt sich höher und höher. Es wird immer schwieriger den richtigen Weg zu finden.
Ist es da nicht besser sich zu irren? Selbst wenn mensch denn fällt, steht man wieder auf und nimmt den nächsten Weg.
Ja klar, an manchen Stellen ist Irren nicht so gut. Das richtige Medikament, das richtige Urteil im Namen des Volkes und anderes mehr soll gut gedacht und nicht auf Irrtum gestrickt sein.
Doch ich bleibe dabei. Wir Menschen brauchen den Irrtum, das Ausprobieren und dabei Scheitern, das Aufzeigen eines anderen Weges, um zu lernen, um uns zu entwickeln.
Daher ist unser heutiger mbh-Impuls 13: Sich irren auch eine Aufforderung. Traut Euch, euch zu irren. Nehmt es nicht sofort als negativ, sondern als Chance der Entwicklung. Es führt Euch in Galaxien, die ihr als Mensch noch nie zuvor gesehen habt.
Und das ist in meiner Welt erst einmal gut.
Wie siehst Du das? Schreib mir doch gern dazu einen Kommentar.
Eine schöne Woche!