Unser mbh-Impuls zur neuen Woche wurde ausgelöst durch ein Erlebnis, welches ich mit einem Coachee bzw. mit dessen Führungskraft hatte. Wie das Leben es dann immer so will, fiel mir dazu am Tag danach das Zitat von Astrid Lindgren in die Finger. Mein sofortiger Gedanke war: wie passend.
Was ist passiert? Mein Coachee hat ein wenig Probleme mit einer notwendigen Regeltätigkeit. Nicht weil er sie nicht machen will, oder er diese für unnötig hält. Vielmehr haben wir im Coaching herausgearbeitet, dass es ganz andere Beweggründe gibt. Die ausbleibende Regeltätigkeit steht dabei am Ende einer langen Kette von Ursache und Wirkung.
Wir sind mit unserer Arbeit inzwischen gut vorangekommen und können die Tätigkeit nun strukturell im Arbeitsalltag verankern, da die vorherigen Hemmnisse fast komplett beseitigt sind.
Nun ist diese Regeltätigkeit aber leider auch absolut spaßfrei. „Garantiert nicht vergnügungssteuerpflichtig“, wie mein Coachee es bezeichnet. Um dem Ganzen nun etwas Würze zu geben, haben wir beide nach einem spielerischen Ansatz gesucht. Was macht es trotz allem interessant diese Aufgabe zu erledigen?
Die Lösung dazu haben wir im normalen Alltag gefunden: Die Arbeitstage sind so voll und verdichtet, dass „eine Auszeit haben“ ein Luxusgut ist. Um sich nun für die „Mühe“ der Regeltätigkeit zu belohnen, gönnt sich mein Coachee nach Erledigung der Aufgabe 5 Minuten „Quality-Time“: Er tut 5 min nichts.
Da die Tage dieses Durchatmen sonst nicht ermöglichen, ist diese Belohnung auch wirklich ein Wert. Es lohnt sich danach zu streben. Und das soll eine Belohnung ja auch ausmachen.
Die Lösung im Härtetest
Im Rahmen eines vereinbarten Zwischengespräches mit der Führungskraft schilderte mein Coachee glücklich diese Lösung. Die Reaktion war purer Gegenwind. Einfach Dasitzen während der Arbeitszeit? Das sei Arbeitsverweigerung. Diese Lösung sei nicht möglich. Punkt, keine Diskussion.
Immer noch völlig verstört schilderte mir mein Coachee diese Reaktion im nächsten Termin, woraufhin wir ein zweites Gespräch mit der Führungskraft führten.
Warum darf ein Mitarbeiter während eines Arbeitstages nicht einmal 5 min dasitzen und „schauen“? Kann eine solche Auszeit nicht auch Vorteile für das Unternehmen haben? Ist es wirklich schlimm und verwerflich, wenn der Mitarbeiter 5 min nichts tut? Wobei ja die Frage ist: tut er wirklich „Nichts“?
Am Ende der Diskussion stand die Erkenntnis, dass die Angst der Führungskraft war: „Wenn das jetzt jeder tut…“. Ja, das hätte zur Folge, wenn wir es auf das Team hochrechnen, dass pro Tag 50 min Träumerei über alle Mitarbeiter:innen hinweg entstehen. Mit Kosten bewertet, reden wir pro Woche über einen ganz niedrigen dreistelligen Betrag.
Aber mal gegengerechnet: Was bringen 5 min echtes Durchatmen für Produktivität, Effektivität und Effizienz? Was ist mit der Motivation, wenn die Firma solch ein „Geschenk“ ermöglicht?
Und mal ganz unter uns: Wer von uns hat nicht schon mal während seines Arbeitstages 5 min aus dem Fenster geschaut und nichts getan? Passiert das nicht unkontrolliert und unerkannt sowieso?
Wir konnten zum Schluss die Führungskraft für das Experiment gewinnen. Mein Coachee darf, nach Erledigung der Regelaufgabe, 5 min auf Firmenkosten nichts tun. Jeden Tag.
Allein in der ersten Woche, die gerade vergangen ist, hatte er schon 2 Ideen, mit denen er andere Dinge anders machen kann. Schneller, effizienter und damit kostensparender. Die Investition hat sich also schon ausgezahlt.
Der mbh-Impuls zur neuen Woche
Man muss mal die Zeit haben, einfach dazusitzen und zu schauen. Der Mensch ist keine Maschine. Unser Geist braucht diese Auszeit, um neue Gedanken zu fassen, Erholung zu finden und nach der Pause besser weiter zu machen.
Wenn Sie damit Ihren Menschen noch zusätzlich eine motivatorisch wertvolle Belohnung machen können, dann sollten Sie dies unbedingt tun.
Vielleicht beschenken Sie sich ja auch selbst einmal mit dieser Belohnung.
Ich werde es diese Woche bestimmt einmal tun. Auf ein schönes 5-min-Nichtstun!
Ihre managementberatung björn harder
P.S. Wenn Sie für den mbh-Impuls zur neuen Woche einen weihnachtlichen Timer haben wollen, der sie auch mit etwas Musik versorgt, dann hätte ich hier etwas für Sie!