Für diesen mbh-Impuls 6: Hilfreiche Phantasie möchten wir uns mal mit all diesen „Spinnern“ dieser Welt befassen. All die Ideenlieferanten und Träumer, die auch schon die Band Revolverheld in ihrem Lied Spinner besungen hat. Denn es ist nicht die Wiederholung des schon Bekannten, das Neues entstehen lässt. Manchmal ist es auch nicht leicht mit diesen Phantasten, doch wir sollten Ihnen zuhören.
…Das geht raus an alle Spinner
Denn wir sind die Gewinner
Wir kennen keine Limits
Ab heute für immer…
Auszug aus dem Liedtext „Spinner“ der Band Revolverheld, Veröffentlicht 2010
Haben Sie auch so einen Spinner in Ihrem Team? Ja? Dann herzlichen Glückwunsch. Sie haben die Chance Ihr Team zu etwas ganz Großem zu machen.
Er, sie, es nerven? Das gehört einfach dazu. Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten und das ist genau die andere Seite.
Und das sage ich aus voller Überzeugung, denn ich hatte mit meinen Teams bisher immer genau dieses große Glück. Ich hatte genau die Team-Phantasten, die es zum richtigen Zeitpunkt brauchte.
Hilfreiche Phantasie
Phantasie ist immer dann hilfreich, wenn das Bekannte weiter gedacht werden muss, wenn der Raum des Wissens erweitert werden muss. Nur die Phantasie vermag es Dinge zu denken, die über das Bekannte hinausgehen.
Doch leider gehen wir häufig mit der Phantasie nicht sorgsam um. Bei unseren Kindern finden wir es schön und vor allem niedlich, wenn diese in ihre Phantasiewelt abtauchen und darin spielen. Wir lassen diese träumen, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass phantasievolles Spielen der Intelligenz hilft. Und wer von uns will keine intelligenten Kinder?
Aber nur wenige Jahre später, wenn es denn in den „Ernst des Lebens“ geht, also die Schule anfängt, dann wird Träumen zu etwas negativem. Ein Kind, dass im Unterricht träumt, seinen Gedanken nachhängt oder ein Thema phantasievoll weiterspinnt und eine eigene Geschichte dazu schreibt? Das geht doch nicht. Das Kind funktioniert schließlich nicht mit dem Mainstream.
Also trainieren wir es den Kindern mit der Schule, mit der Ausbildung, mit dem Älterwerden an sich ab.
Phantasie ist erlaubt in den eigenen engen vier Wänden, ist etwas für den ganz persönlichen Raum. Aber nicht für die Öffentlichkeit.
Aber warum keine Phantasie?
Dabei verhalten wir uns rund um die Phantasie komplett paradox. Wir feiern Sie, wenn Sie uns in Form von Literatur, Kunst, Musik oder Film oder anderen unterhaltenden Formen entgegentritt. Wir geben dafür teils riesige Summen aus, um ein Stück Phantasie des Künstlers zu erwerben. Das erlaubt auch uns mit zu träumen.
Kommen wir aber in den beruflichen Kontext, wird „hilfreiche Phantasie“ ein ganz schwieriges Thema. Hier fordert Sie uns anders heraus und genau dafür möchten wir mit unserem mbh-Impuls 6: Hilfreiche Phantasie werben. Lasst diese Phantasie zu!
Ich gebe zu, dass der hilfreiche Aspekt nicht immer sofort zu erkennen ist.
Hilfreiche Phantasie ist manchmal nur „um die Ecke“ zu erkennen
Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an einen Workshop mit meinem Team, in dem es um die künftige Zusammenarbeit ging. Die Abteilung wurde neu strukturiert, weil eine Führungskraft ausschied und die Bereiche uns anderen Gruppenleitern zugewiesen wurden.
Ich war noch ziemlich frisch in dieser Organisation und mit der Ausweitung des Teams war es zusätzlich nötig, die Grundregeln insgesamt neu zu ordnen und zu prägen.
Mittendrin in der gemeinsamen Arbeit fing ein Teammitglied auf einmal an merkwürdige Geschichten zu erzählen. Plötzlich ging es um Planeten, Sonnensysteme, Satelliten, Astronauten und all so etwas. Und es hörte nicht auf. Die Person tauchte völlig hinab in diese eigene Welt und schilderte uns die individuelle Sicht aus dieser Perspektive.
Ganz ehrlich, wir alle zweifelten in diesem Augenblick durchaus an der geistigen Verfassung. Doch einige andere ließen sich darauf ein und plötzlich trieben wir in einem Meer der Phantasie und bauten Systeme, Kombinationen, Routen und vieles mehr. Es gab plötzlich denkbare Spielarten der künftigen Zusammenarbeit, die wir vorher garantiert nicht gedacht hätten.
Hilfreiche Phantasie will erkannt und übersetzt werden
Nachdem wir langsam wieder aus unseren unbekannten Weiten, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hatte, wieder auftauchten, lagen die Lösungen klar auf dem Tisch. Wir übersetzten Sie in eine für das Unternehmen verständliche Form und vereinbarten diese dann für uns als Team.
Noch Wochen, Monate, Jahre später war dieser Workshop legendär. Wenn es danach etwas zu klären, zu gestalten gab, was das Team und seine einzelnen Teile betraf, dann tauchten wir wieder in unsere Galaxie ab und wir hatten das unbegrenzte Universum vor uns.
Wir konnten auch nicht alles übersetzen, aber das machte auch nichts, denn wir hatten immer sehr passende Lösungen.
Schon im mbh-Impuls vom 07. September 2020 habe ich einmal dargestellt, welche großen Innovationen wir „Spinnern“ verdanken und wie schwer es für diese „Spinner“ ist.
Unser mbh-Impuls 6: Hilfreiche Phantasie
Phantasie, das Herumspinnen, ist etwas Gutes. Etwas, dass wir Menschen nicht abtrainieren sollten. Wenn wir es doch tun oder diesen Menschen, die allen Bremsversuchen trotzdem widerstehen nicht zuhören, dann dürfen wir uns auch nicht beschweren, wenn im Unternehmensumfeld keine Innovationen entstehen.
Große Disruption wurde von Träumern begründet. Deren Ideen sind die Geschäftsfelder und Erträge von morgen und dabei auch noch oftmals hochprofitabel.
Wenn das für uns nicht zumindest ein Grund sein sollte, zuzuhören dann läuft wirklich alles schief.
Außerdem – hat es uns als Kind geschadet, zu träumen? Warum also sollte es bei Erwachsenen im jetzigen Spielfeld nicht auch förderlich sein?
Ein guter Gedanke zum Wochenende, oder nicht?
Schreibt mir, was Ihr davon haltet oder dazu denkt! Ich freue mich darauf.
Ein schönes Wochenende wünscht die
managementberatung björn harder