Arbeiten Sie schon wieder, oder sind Sie noch im Sabbatical, so der kleine Seitenhieb eines Kunden in dieser Woche. Aber ja, ich bin wieder zurück und damit geht es dann auch hier weiter. Einmal Luft holen war gut, aber es ist auch erschreckend wie kurz doch gefühlt eine Woche ist…
Vor knapp einer Woche habe ich mir selbst eine kurze Auszeit verordnet. Ich hatte keine Lust mehr. Der Spaß, der Reiz, der Ansporn war weg. Also war es an der Zeit für eine Ruhepause, mit der Routine brechen und etwas Anderes machen.
Meine Frage war ja – Darf ich das? Und ich habe darauf viele Rückmeldungen bekommen. Vielen Dank dafür. Viele haben mich unterstützt und gesagt Ja, Du darfst das. Wenige Stimmen meinten, das Recht sei schon da, aber sollte man das so öffentlich machen? Und auch ganz wenige meinten, Andere könnten auch keine Pause machen, also warum ich.
Ich bin dankbar für diese ganzen Rückmeldungen, zeigen Sie doch auf, wie verschieden wir alle mit diesen Zeiten und mit Transparenz umgehen.
Jede der Rückmeldungen, die ich erhalten habe, kann ich nachvollziehen und finde sie auch völlig berechtigt. Aus dem jeweiligen Blickwinkel hat jede(r) für sich Recht und vor allem ein Anrecht auf seine Meinung. Aber muss jeder dieser Blickwinkel auch meiner sein, oder darf ich meinen eigenen einnehmen und auch daraus handeln? Ja, ich darf und ich habe und es war gut so.
Es war erschreckend wie kurz doch diese eine Woche gefühlt war. Die Zeit raste und quasi am Tag nach meinem Blog, war die Woche auch schon wieder vorbei. Ich weiß, kalendarisch unmöglich, aber gefühlt real.
Nun war es auch nicht so, als ob diese Woche komplett arbeitsfrei war, aber ich habe ganz bewusst Zeit für mich, Zeit für nur Sitzen auf der Terrasse, Quality-Time für Familie und anderes mit eingebaut. Ich habe diese besondere Zeit sehr genossen. Allein durch meine Entscheidung, allein durch diesen bewussten Prozess des „kurz mal Aussteigens“ ergab sich ein anderer Blick auf genau dieses Tun. Irgendwie war das Handeln bewusster, reicher und auch nachhaltiger.
Ich werde nicht behaupten, dass mit dieser Woche alles in meinem Kopf gelöst ist. Noch lange nicht, dafür braucht es auch noch weiter Zeit, die ich mir auch nehmen werde. So lange es die Auftragslage hergibt, werde ich einen Tag in der Woche (und ich meine nicht das Wochenende) frei halten. Kein Office, kein Termin, sondern Zeit für das Besondere, Konzentration auf etwas Anderes usw..
Ich rufe für mich aktuell die 4-Tage-Woche aus! Nur das mit dem Lohnausgleich muss ich nochmal mit meinem Chef besprechen…
Aber Spaß beiseite, warum mache ich das, was hat mich diese Woche gelehrt?
Ich habe gelernt, dass ich mit mir selbst anders umgehen muss. Meine Arbeit macht mir Spaß und erfüllt mich auch, aber ich gebe mich auch gern für die Arbeit auf. Das muss und kann doch eben mal usw. – das kennt sicherlich jeder. In der Woche habe ich aber gemerkt, wie sehr ich dann dieses „eben mal“ ausgedehnt habe, nach dem Motto: Wo du gerade dabei bist, dann doch eben auch noch das und das…
Und genau das war und ist nicht richtig für mich. Gestern schrieb mir eine Kollegin in einem anderen Zusammenhang: „So wie ich Dich kenne, bin mir sicher, Dir gehen die Ideen nie aus.“. An dem Punkt war ich vor der Auszeit aber. Mir fehlten Ideen, der Bezug, der Auslöser gerade weil ich keine Zeit mehr für das Andere hatte. Nur wer raus kommt aus der Blase kann anderes sehen, hören, verarbeiten und daraus etwas generieren.
Daher dieser eine Tag in der Woche – hier lasse ich diese Arbeitsblase platzen, um über den Tellerrand, das sonst eigene Handeln hinweg zu schauen und ganz bewusst mit Routinen und allem zu brechen. Ich sehe das vor allem als berufliches Experiment, daher auch nicht die Verlagerung ins Wochenende.
Das Wochenende ist privat und gehört der Familie – mit diesem Wert bin ich aufgewachsen und den will ich nicht infrage stellen – auch eine bewusste Entscheidung.
Beruflicher Ausstieg erfolgt also in beruflicher Zeit, sprich „unter der Woche“, also bleibt mir nur die 4-Tage-Woche… Tag 5 ist „frei“. Frei für andere Lektüre, frei für einen Spaziergang, frei für kreatives Faulenzen, frei für tolle Gespräche mit spannenden Menschen, die eben keinen direkten beruflichen Bezug haben und vieles weitere mehr. Was das alles sein kann, da lasse ich mich selbst überraschen. „Trust the process“ – auch so ein prägender Wert in meinem Leben.
Jedes Handeln hat Konsequenzen, so auch einer der Hinweise aus den Kommentaren zu meiner Pause. Richtig! Mein Handeln hatte die Konsequenz, dass ich wieder klarer sehe, dass ich wieder mehr Kontakt mit mir selbst habe, dass ich andere Entscheidungen getroffen habe, deren Notwendigkeit ich überhaupt nicht gesehen habe.
Ja, es hatte sicherlich auch geschäftliche Konsequenzen. Vielleicht hat der ein oder andere Leser und Kunde nicht angerufen und auch meine 4-Tage-Woche ist eine geschäftliche Konsequenz. Ich kann, ich will und werde mit diesen Konsequenzen leben und weiter arbeiten, aber aktuell fühlt es sich richtig an und das ist auch wichtig.
Daher heute ein bewusster Aufruf an alle Leser da draußen: Machen Sie mal bewusst Pause! Wir Menschen brauchen das!
Wenn Sie nicht wissen wie das gehen könnte oder das nicht unbegleitet machen wollen, dann ist das ein richtiger Grund, dass wir beide miteinander sprechen. Man muss sich nur trauen – aber das ist ja bekanntlich ein anderes Thema…
Ihnen allen weiterhin eine erfolgreiche Zeit!