Facebook und Google kündigen an, dass Mitarbeiter bis zum Ende des Jahres von zu Haus arbeiten werden. Twitter geht sogar einen Schritt weiter und erklärt, dass Arbeitnehmer Homeoffice „für immer“ in Anspruch nehmen können. Konzerne wie die Barclays Bank oder der Automobilkonzern PSA stellen infrage, ob sie ihre Büroflächen/-türme überhaupt noch brauchen werden und ziehen sich damit aus den zum Teil teuersten Lagen der Geschäftszentren dieser Welt zurück. Kostenprogramme oder tatsächlich ein Wechsel zu neuer Arbeitsordnung?
Ich gebe zu, dass ich zu dieser Thematik durchaus eine ambivalente Meinung habe.
Als Selbstständiger genieße ich schon seit vielen Jahren die Vorteile, die ein Homeoffice absolut mit sich bringt – kurze Wege ohne Pendelzeiten, direkten Familienanschluss, freiere Zeitgestaltung, weniger Störungen und damit einhergehend auch eine ansprechende und unternehmerisch interessante Effizienz und Produktivität.
Andererseits spüre ich aber auch regelmäßig die Nachteile, die es nicht zu verschweigen gilt: reduzierte soziale Kontakte (es gibt eben kein kurzes Bürogespräch), höherer Organisationsaufwand, wenn Teamtätigkeiten anstehen, ein überdurchschnittliches Maß an technischer Infrastruktur und das Verschmelzen von Privat- und Berufssphäre in denselben Räumen, um nur einige Aspekte auf Seiten der Vor- und Nachteile zu nennen.
Die Frage des Homeoffice für immer stellt sich mir als Selbständigem, der vorwiegend allein für Kunden und Klienten arbeitet, auch ganz anders, so dass ich hier bestimmt nicht das Maß der Dinge bin.
In Unternehmen projiziert, ist diese Frage aber nicht trivial zu beantworten und sollte wirklich genau betrachtet werden. Der Zeitpunkt dafür ist spätestens jetzt, denn mit den immer weiter voranschreitenden Lockerungen werden immer mehr Mitarbeiter*innen ins Office und die vermeintlich „normale Welt“ zurückkehren (können und wollen).
Ja, es bringt Kostenvorteile für Unternehmen, angefangen bei dem offensichtlich sinkenden Raumbedarf bis hin zu sinkenden Papierkosten. Die durch vielerlei Studien nachgewiesene höhere Produktivität tut noch ein selbiges dazu. Desk-Sharing-Modelle sind auch heute schon in Unternehmen keine Seltenheit mehr.
Aber will ich mir das als Unternehmen mit der räumlichen und damit auch emotionalen Trennung bei den Mitarbeiter*innen, der damit einhergehenden sinkenden Loyalität und ggf. steigenden Sicherheitsrisiken im DV-Bereich (sofern ich auf die private Ausstattung der Mitarbeiter*innen zurückgreife) und mit der nicht optimalen Ausrüstung auch wieder sinkenden Produktivität einkaufen. Sind nicht ggf. die daraus entstehenden Opportunitätskosten deutlich höher, als die derzeit operativen Kosten?
Viele Unternehmen definieren Homeoffice heute noch über den Aspekt der räumlich getrennten Zusammenarbeit, also rein operativ. Das Ganze soll dann auch noch mit den Zutaten der bisherigen Führungs- und Wertemodelle umgesetzt werden. Aus meiner Sicht ist damit ein Scheitern vorprogrammiert.
Digitalisierung und New Work (auch wenn der Begriff hier deutlich zu eng genutzt ist) brauchen auch einen grundlegenden Wandel in Unternehmenswerten und vor allem Digital Leadership. Eine echte Befähigung der Führungskräfte? Auf breiter Front meist Fehlanzeige. Die fitten Führungskräfte greifen noch zu autodidaktischen Maßnahmen, um auf der Höhe mit ihren Mitarbeiter*innen zu bleiben, trotzdem sinken die Raten der Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen mit ihren Unternehmen ebenfalls auf breiter Front von Jahr zu Jahr stetig.
Der digitale Wandel der Arbeitswelt ist eine aufregende, spannende und auch notwendige Reise. Viele Unternehmen und Mitarbeiter*innen wollen auch auf gewonnene positive Effekte der letzten Wochen nicht mehr verzichten. Es gibt also genug Gründe, um mutig voranzuschreiten und damit zu weiter experimentieren.
„Experimentieren für das beste Ergebnis wird nötig sein. Erfahrungen durch schnelles Lernen und gemeinsame Anpassung werden den digitalen Wandel befördern auf ein Maß, dass als zeitgemäß zu bezeichnen ist.
Björn Harder – managementberatung
Die Ergebnisse der US-Technologie-Giganten werden weltweit intensiv beobachtet, denn niemand kann genau abschätzen, welche Dynamik sich einstellen wird.
Aber auch alle Beteiligten in Deutschland befinden sich an einem Punkt, in dem die Offenheit für Neues in einer Dimension und Breite wie nie zuvor vorhanden ist. Es ist nur richtig zu versuchen das Beste aus dem Fortschritt zu machen – allerdings sollten sich alle Beteiligten im Klaren sein und vor allem sich gegenseitig transparent machen, was sie insgeheim von Maßnahmen wie „Homeoffice für immer“ erwarten.
Wir stehen Ihnen gern zu Verfügung, diese Prozesse zu begleiten, zu moderieren und Ihnen mit allen Erfahrungen aus der eigenen, wie auch der Praxis von vorangeschrittenen Unternehmen zu Seite zu stehen.
Systeme verändern, Werte anpassen, Menschen qualifizieren, Prozesse entwickeln, Ergebnisse evaluieren und iterative Anpassungen und Changes umsetzen – Sie bestimmen, was Sie brauchen und wir werden Sie darin unterstützen.
Sprechen Sie uns an – unsere Kontaktdaten finden Sie auf www.mbharder.com.
Wir freuen uns auf Sie!
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